Das Robert Koch-Institut warnt aktuell vor einer in Berlin diagnostizierten Gonokokken-Resistenz. Infektionen mit Neisseria gonorrhoeae (Gonorrhö) stellen nach aktuellen Schätzungen der WHO weltweit die dritthäufigste sexuell übertragbare Krankheit dar.
Gonorrhö mit einem high-level-Azithromycin-resistenten Erreger in Deutschland
Ein 42-jähriger Patient stellte sich Ende Juni 2019 in Berlin ambulant mit Symptomen wie Ausfluss und Schmerzen beim Harnlassen vor. Eine Reiseanamnese bestand nicht, ebenso keine Vorerkrankungen und keine relevanten vorherigen Antibiotikatherapien. Auch die Partnerin des Patienten war erkrankt, eine Gonorrhö wurde nachgewiesen. Beide mussten sich danach in Berlin angesteckt haben.
Die Bestimmung der Antibiotikaempfindlichkeit mittels Tests zeigte eine Resistenz gegenüber Tetracyclinen und eine intermediäre Empfindlichkeit gegenüber Penicillininen.
Beide Patienten erhielten in der infektiologischen Praxis eine leitliniengerechte duale Therapie mit den Antibiotika Ceftriaxon und Azithromycin, jeweils als Einzeldosis.
Keine Meldepflicht
In Deutschland stehen kaum epidemiologische Daten über Gonorrhö zur Verfügung, da hierfür keine Meldepflicht besteht. In den letzten Jahren kam es bei Infektionen mit Gonorrhö zu einer besorgniserregenden, weltweiten Ausbreitung von Resistenzen auch gegen moderne Antibiotika. WHO, das amerikanische Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und das European Center for Disease Prevention and Control (ECDC) verstärken daher koordinierte Überwachungs-Programme. Das Robert Koch-Institut (RKI) und das Konsiliarlabor für Gonokokken am Vivantes-Klinikum Berlin-Neukölln haben dazu das Projekt GORENET initiiert. Hierzu wurde ein deutschlandweites Netzwerk von Laboren aufgebaut, die regelmäßig Isolate und epidemiologische Daten zu bei ihnen diagnostizierten Gonokokken-Infektionen an das Konsiliarlabor und das Robert Koch-Institut einsenden. Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert.
Ziel des GORENET-Projektes ist die Verbesserung der Datenlage zur Gonokokken-Resistenz in Deutschland, um evidenzbasierte Therapieempfehlungen anpassen zu können, und um zielgerichtete Maßnahmen im Gesundheitswesen zu entwickeln.
Epidemiologisches Bulletin 32/33 2019 berichtet über problematische Resistenzeigenschaft
Die Resistenzentwicklung bei Neisseria gonorrhoeae und die damit verbundene Gefahr eines kaum therapierbaren, hochresistenten Erregers ist ein globales Problem. Im Epidemiologischen Bulletin 32/33 2019 wird über eine urogenitale Gonorrhö mit einer besonders problematischen Resistenzeigenschaft berichtet, einer „high-level-Azithromycin-Resistenz“. Das Resümee der Autorinnen und Autoren, unter anderem vom Konsiliarlabor (KL) für Gonokokken am Vivantes Klinikum Neukölln und vom Robert Koch-Institut:
„Unerlässlich ist eine Testung der Antibiotika-Empfindlichkeit, um vorhandene Resistenzen aufzuspüren … Eine Therapieerfolgskontrolle sollte stets erfolgen. … Fälle von ungewöhnlicher Resistenz und Therapieversagen sollten daher zeitnah an das KL für Gonokokken und das RKI gemeldet werden.“
Weitere Informationen:
Robert Koch-Institut: GORENET (Gonokokken-Resistenz-Netzwerk)
Robert Koch-Institut: www.rki.de