Von Michael Springer
Die ersten Linden in der Otto-Suhr-Allee sterben! – 35% des Baumbestandes sind schon stark geschädigt. Die schon vor Wochen beanstandete Spitzendürre hat niemand zum Anlaß genommen, um die Linden durch eine rettende Bewässerungsaktion zu erhalten.
Zuständige und verantwortliche Politiker:innen sind heute im Urlaub, das Grünflächenamt hat nicht genug Mitarbeitende, für die Bäume ist Gefahr im Verzug.
Doch es ist Urlaubszeit! — Es war schwierig eine Auskunft zu möglichen Rettungsmaßnahmen zu bekommen.
Senatorin Bettina Jarasch für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz ist in Urlaub, eine ausnahmsweise Bewässerungsaktion kann nicht durch die Oberste Naturschutzbehörde angeordnet werden.
Die Bezirksbürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf Kirstin Bauch (Bündnis 90/Grüne) ist ebenfalls in Urlaub. Der zuständige Stadtrat Oliver Schruoffeneger (Bündnis 90/Grüne) weilt ebenfalls im Urlaub und keine Anordnung auf Bezirksebene wird erlassen, um etwa ein Unternehmen des Garten- und Landschaftsbaus mit der Bewässerung zu beauftragen.
Das Straßen- und Grünflächenamt Charlotttenburg-Wilmersdorf hat dankenswerterweise reagiert und detailliert Auskunft erteilt:
- der 18-96-jährige Baumbestand in der Otto-Suhr-Allee wird nicht mehr gewässert.
- gewässert werden nur frischgepflanzte Bäume vom 1. bis zum 6. Jahr.
- Neupflanzungen werden im Rahmen der Fertigstellungspflege von Firmen im 1.-3. Jahr gewässert.
- Nach der Fertigstellungspflege übernimmt das Grünflächenamt das Wässern bis zum 6. Jahr.
- Kranke abgängige Bäume werden im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht gekürzt bzw. gefällt.
Im Umkehrschlu0 bedeutet das: die Bäume der noch immer wunderschönen Lindenallee in der Otto-Suhr-Allee sind quasi sich selbst und dem Klimawandel überlassen.
Der eigentliche umwelt- und klimapolitische Skandal: es wurde jahrelang keinerlei Vorsorge für den Erhalt des Baumbestandes einer der schönsten Lindenalleen Berlins getroffen, der nun mitten im Hochsommer in einer Periode extremer Heißtage zusehend verdorrt und abstirbt.
Die Wettervorausschau zeigt weitere Hitzetage an, bis zum Monatsende werden viele Linden in der Otto-Suhr-Allee unwiederbringlich ernsthaft geschädigt und in Einzelexeplaren verdorrt sein!
Nun versteht man auch die ergebnisoffene und pflichtvergessene „schwammige Sprache“ in der Charta für das Berliner Stadtgrün.
„Ziel ist es, urbane Begrünung nach den sich wandelnden Anforderungen zu sichern, zu qualifizieren und zu fördern.“
Ausgerechnet führende Politiker:innen von Bündnis 90/Grüne vernachlässigen für die Stadt existenzielle Klimaschutz-Ziele und führen die Berliner Grünpolitik ad absurdum: denn es werden weniger Bäume neu gepflanz, als nach Stückzahl und Leistungspotential des Kronenvolumens abgesägt werden.
Offensichtlich will man die Straßenbäume in die Verantwortung der Bürger überstellen:
„Die Bewahrung des Stadtgrüns ist eine gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe, die vielfältige
Formen der Kooperation und Unterstützung erfordert. Viele bereits ehrenamtlich tätige
Berlinerinnen und Berliner zeigen durch ihr Engagement Wertschätzung für das Stadtgrün.
Weitere private Akteure sind aufgerufen, ihren Beitrag zu leisten. Die Schnittstellen zwischen
ihnen und der öffentlichen Hand sollen optimiert werden.“ — Charta für Berliner Stadtgrün S.20
Das in Zeitlupe ablaufende Baumsterben in der Magistrale vor dem Rathaus Charlottenburg deutet auf somit auf ein grundhaftes Staatsversagen hin! — Denn die Bürgerinnen und Bürger tun auch nichts!
Fortsetzung folgt demnächst mit einer Diashow der nach und nach absterbenden Bäume.